Musikschule führt Musizier-App ein
Auf dem Bild spielen Elena Wagner und Jakob Scherzinger Werke für die neue App „Erna“ ein. Sie soll im März an der Musikschule eingeführt werden.
Die öffentlichen Musikschulen wurden bei der landesweiten Digitalisierungsoffensive in den Schulen lange nicht mitgedacht. Die Musik- und Kunstschule Achern-Oberkirch nimmt deshalb das Heft selbst in die Hand und startet eine Digitalisierungsoffensive. Auch Dank der Unterstützung der Kommunen und des Ortenaukreises kann eine Musizier-App eingeführt werden.
„Gerade der Fernunterricht während der Corona-Pandemie hat gezeigt, wie nötig die Digitalisierung an Musikschulen ist“, so Musikschulleiter Jakob Scherzinger. Apps, Messengerdienste und E-Learning haben seither Einzug in den pädagogischen Alltag an der Musikschule gehalten. Dadurch werden neue Unterrichtsformen und Weiterentwicklungen in der Musikpädagogik ermöglicht.
Trotzdem ist sich Scherzinger sicher, dass digitale Formate den persönlichen Unterricht nicht ersetzen können. Deshalb setzt die Musikschule auf Medientechnik, die den Musikschulunterricht nicht ersetzt, sondern ergänzen und bereichern kann. Die finanziellen Mittel dafür stellen die Zweckverbandsgemeinden und der Ortenaukreis zur Verfügung.
Die Musikschule unterstützt ihre Lehrkräfte bei der Anschaffung von Tablets für den Musikunterricht und der Kreis finanziert die Einführung einer in der Ortenau entwickelten App. Diese speziell für Musikschulen entwickelte App soll ab März an der Musik- und Kunstschule Achern-Oberkirch eingesetzt werden.
Die App namens „Erna“ klingt zuerst nach wenig Innovation. Was aber in ihr steckt, kann den Musikschulunterricht revolutionieren. Durch Erna können die Lehrkräfte und Schüler der Musikschule ihren Unterricht bestens organisieren: Ein virtuelles Büro dient den Lehrkräften als Stundenplan und gibt einen Überblick über die Lernbiografie ihrer Schützlinge. Den Schülern dient die App als Hausaufgabenheft, Materialsammlung und Messengerdienst. So können sie sich jederzeit mit ihrem Lehrer datenschutzkonform austauschen. Das einmalige an der App ist aber ihre Mediathek. Dort können die Schüler nach Musik stöbern und neue Musikstücke entdecken. Sie können außerdem mit einer virtuellen Band musizieren oder sich von einer individuell einstellbaren Klavierstimme begleiten lassen. Und das Beste dabei ist, dass die Lehrkräfte der Musikschule Achern-Oberkirch die Aufnahmen dafür teilweise selbst eingespielt haben.
Klavierlehrerin Elena Wagner ist ständiger Gast im Erna-Studio. Dort hat sie bereits Klavierbegleitungen für die Holz- und Blechbläser eingespielt. Insbesondere für die Leistungsabzeichen des Blasmusikverbandes entstehen gerade professionelle Video- und Tonaufnahmen, mit denen die Kinder zu Hause üben können. Zuletzt hat sie gemeinsam mit Musikschulleiter Scherzinger einige Werk für Oboe und Klavier eingespielt, die oft bei den Leistungsabzeichen in Musikvereinen gespielt werden.
Die Studioaufnahmen sind vor allem für die Pianistin eine spezielle Herausforderung, da neben den Ton- auch Videoaufnahmen gemacht werden. „Der Fokus liegt vor allem auf dem Visuellen. Man muss zusätzlich zum Klavierspielen noch andere Dinge beachten. Das Einzählen und der Charakter der Stücke muss mit dem Körper angezeigt werden. Überhaut wie man sich während der Aufnahme bewegt ist total wichtig.“ Es ist sehr speziell, während der Aufnahmen den Blickkontakt zu einer nicht vorhandenen Person zu halten. Denn Am Ende soll jedes Kind zu Hause zur Videoaufnahme mitspielen können, auch wenn der Pianist nicht nebendran sitzt.